Im Meininger Oberland, zwischen den Ortschaften Meschenbach und Rabenäußig – nur wenige Minuten von Coburg entfernt – befindet sich eine recht schmale, aber sehr lange Höhle: die Zinselhöhle – benannt nach den Zinselmännchen die sie einst bewohnten. In ihrer Nähe befindet sich eine weitere unterirdische Höhle, die Zinselkirche. Diese Kirche wurde, wie auch die Zinselhöhle, zu Beginn des letzten Jahrhunderts von den Gemeindemitgliedern verlassen worden.
Wie dies geschah, wird auf verschiedene Weise erzählt
Ein Bauer in Meschenbach traf in seinem Erbsenfeld auf viele Zinselmännchen; sie sprangen über die Pflugscharen hin und her, fraßen viele grüne Erbsen aus den Schoten und ärgerten den Bauern sehr. Endlich gelang es dem Bauern die Kopfbedeckung eines der umherspringenden Zinselmännchen zu haschen; da tat es dem Männlein furchtbar leid, denn ohne seine Kopfbedeckung konnte es nicht nach Hause gehen, und es versprach dem Bauern, wenn er ihm seine Kopfbedeckung zurückgäbe, würde er ihm eine Wünschelrute in sein Feld stecken, mit der er den großen Schatz finden würde.
Also gab der Bauer dem kleinen Mann die Mütze zurück. Doch das verlogene kleine Zinselmännchen entpuppte sich als Hochstapler und füllte das ganze Feld mit nutzlosen Ruten, so dass der Bauer die echte Wünschelrute nicht herausziehen und somit den Schatz finden konnte. Andere sagen, dass der Bauer, als er die Zwerge auf seinem Feld sah, mit ihnen schimpfte und ihnen mit Stöcken drohte, wie man kleinen Kindern drohen würde, und dass dann alle Zinselmännchen die Ruten in sein Feld pflanzten, damit er sie im Falle einer spontanen Beschimpfung nicht vermissen würde.
Darüber erzürnt, dass die Zwerge sein Feld verunstalteten, schlug der Bauer eines der Zinselmännchen tot. Darüber waren die anderen Zinselmännchen sehr betrübt. In jener Nacht wuchs das Schilf zu Bäumen, zu alten göttlichen Eschen, und in dieser Nacht verschwanden auch die Zinselmännchen, und man sah sie nie wieder in dieser Gegend.
Quelle: Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, Seiten: 472-473.