Herzog Johann Casimir – Begründer des Casimiranum
Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg wurde am 12. Juni 1564 auf der Veste Grimmenstein zu Gotha geboren.
Sein Wahlspruch:
Fried ernährt, Unfried verzehrt
Er war einer der größten Förderer von Kunst und Wissenschaft seiner Zeit.
Herzog Johann Casimir nimmt unter den älteren Herzogs von Coburg einen Ehrenplatz ein. Heute prägen ihn nur noch die repräsentativen Gebäude in Coburg.
Aus einem Reiseführer von 1686:
Coburg ist eine fein gebaute Stadt in Franken, allda fürnehmlich die Fürstliche Residenz, die Canzley und das Rathaus zu besichtigen. Es hat eine schöne Kirche und ein schönes Collegium, in welchem eine ansehliche wohlbestellte Schule, so vom Stifter, nemlich , so allda Hof hielt, den Namen hat.
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er mit seiner Familie in Grimenstein bei Gotha. Aber im dritten Jahr seines Lebens hatte das Schicksal einen bleibenden Einfluss auf sein Leben. Um die Würde des Hauses wiederherzustellen, das die Sachsen 1547 in der Schlacht von Mühlberg verloren hatten, schloss sich sein Vater Johann Friedrich mit dem Friedensbrecher Wilhelm von Grumbach zusammen.
Seit er 9 Jahre alt ist, wurde Johann Casimir ausschließlich von fremden Menschen erzogen. Familiäre Nähe und Wärme hat er kaum erfahren. Lesen, Schreiben, Rechnen, Religion und Latein lernte er an der Schule in Coburg. Sein Lehrer war der bekannte Prinzenerzieher und Magister Sebastian Leonhard.
Anfang Mai 1584 verlobte sich Johann mit seiner Freundin Anna, einer Tochter des seines Erziehers und dem Feind seines Vater, dem Kurfürsten August von Sachsen. Knappe zwei Jahre später heirateten die beiden und Johann übernahm zusammen mit seinem Bruder die Regierung seiner Länder.
Das Fürstentum Sachsen-Coburg bestand aus den heutigen Landkreisen Coburg, Hildburghausen, Sonneberg sowie einigen Ämtern und Städten um Gotha und Eisenach. Johann und sein Bruder teilten diese Länder unter sich auf. Johann Casimir kümmerte sich um die Pflege von Coburg mit dem Landesteil um Gotha, sein Bruder Johann Ernst übernahm den Teil des Fürstentums Sachsen-Eisenach.
Seine persönlichen Interessen waren die Jagd und der Schießsport. Der anstrengenden Verwaltungsarbeit wich er gerne aus. Durch die Förderung von Kunst und Wissenschaft verlieh er seinem fürstlichen Hof großen Glanz. Was nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Tatsache, dass er gegenüber seinen persönlichen Gegnern rachsüchtig war.
Er gab sich vorbehaltlos dem Hexenwahn seiner Zeit hin. Aber er besaß die Fähigkeit, den richtigen Mann an den richtigen Platz zu berufen. In keiner anderen Zeit waren so viele bedeutende Persönlichkeiten der staatlichen Verwaltung, der Künste und der Wissenschaften in Coburg zu finden.
Auch auf dem Gebiet der Architektur erwies er sich als Herrscher mit fürstlichen Ansprüchen. So wurden unter seiner Leitung Renovierungs- und Umbauarbeiten an der Stadtresidenz Schloss Ehrenburg durchgeführt, die fast bis zum Ende seiner Regierungszeit 1631 andauerten.
Von 1597 bis 1599 entstand das Regierungsgebäude, die „Canzley“, die die gesamte Nordseite des Marktplatzes einnahm. Besonders bemerkenswert sind hier die beiden auf einer Rundsäule sitzenden polygonalen Erker, die sogenannten „Coburger Erker„.
Nur drei Jahre später, 1601, wurde auf dem Platz vor der Kirche St. Moriz ein Gymnasium, das Casimirianum, errichtet.
Das Hauptanliegen von Herzog Casimir war die Verteidigung der Stadt. So ließ er von 1614 bis 1618 die Veste als Landesfestung durch den Ulmer Baumeister Gideon Bacher ausbauen und von 1616 bis 1621, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, das markante Zeughaus durch Peter Sengelaub errichten.
1596 errichtete er für seine Eltern in der Morizkirche ein 12 Meter hohes Alabaster-Grabdenkmal, eines der schönsten Renaissance-Epitaphe in Mitteldeutschland. Viele Handwerker wurden an seinen Hof gelockt. Herzog Casimir hatte ein sehr persönliches Verhältnis zu den Elfenbeinhandwerkern. Auch Intarsienschreiner, Goldschmiede und Seidensticker sind mit ihrer Handwerkskunst präsent.
Dem passionierten Jäger ist die Jagd auch wichtig genug, um ihre Verherrlichung dem Künstler und Handwerker aufzuerlegen. Sein eingelegtes Jagdzimmer ist das letzte große Tafelbildwerk der Spätrenaissance und gehört zu den schönsten seiner Art, die in Deutschland zu finden sind. Kostbar verzierte Jagdutensilien und Jagdwaffen sowie große Ölgemälde, die seine Jagden darstellen, sind ebenfalls reichlich vertreten.
Berühmt sind seine Schützenfeste, deren Gestaltung bis ins kleinste Detail geplant war. Das Coburger Scheibenbuch und das Coburger Armbrustschießbuch von 1597 sowie seine Schießklippen legen davon beredtes Zeugnis ab. Sein fürstlicher Hof kam bei rauschenden Hofbällen, Theater und Konzerten, Banketten, Maskeraden, Ritterspielen oder Schlittenfahrten zur Geltung.
Um das kirchliche Musikleben zu bereichern, gelang es ihm, einen der besten Musiker seiner Zeit, Melchior Franck, als Hofkapellmeister an seinen Coburger Hof zu holen. Auf dem Gebiet der Förderung der Wissenschaften war Herzog Casimirs wichtigste Tat die Gründung einer hohen Staatsschule, die er mit einer reichen Bibliothek ausstattete.
Mit den bescheidenen finanziellen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, und den Kriegswirren jener Zeit gelang es Herzog Johann Casimir, der Nachwelt ein kulturelles Erbe von erstaunlicher Bedeutung, Größe zu hinterlassen.
Am 16. Juli 1633 starb Herzog Casimir mit knapp 69 Jahren auf der Ehrenburg. Seine beiden Ehen blieben kinderlos, so dass das Erbe an seinen Bruder Johann Ernst von Sachsen-Eisenach fiel. Nach dessen kinderlosem Tod 1638 wurde das Fürstentum zwischen den ernestinischen Linien von Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg aufgeteilt.
Quelle: Ulrich Göpfert, 2021; ulrich-goepfert [.] de